Die Humankremation hat in den letzten zwanzig Jahren deutschlandweit stark an Bedeutung gewonnen. 2021 wurden ca. 77 % der in Deutschland Verstorbenen, also ca. 785.000 der 1,02 Mio. gestorbenen Menschen, in gut 160 Feuerbestattungsanlagen eingeäschert. Bis 2030 ist davon auszugehen, dass die Einäscherungsquote in Deutschland auf ca. 85 % steigt. In Bayern lag die Einäscherungsquote 2022 bei ca. 65 %, eine Steigerung auf ca. 75 % ist in diesem Jahrzehnt absehbar.
2001 haben EHG und oberbayerische Bestattungsunternehmen am Traunsteiner Waldfriedhof die damals dritte private Feuerbestattungsanlage in Deutschland errichtet, zunächst mit einer Ofenlinie und einer Kapazität für ca. 4.000 Einäscherungen im Jahr. 2011 wurde die zweite Ofenlinie installiert und damit die Kapazität der Feuerbestattung Traunstein auf ca. 8.000 Einäscherungen im Jahr erweitert.
2021 wurden erstmals 8.000 Einäscherungen in einem Geschäftsjahr durchgeführt. Insgesamt wurden seit Inbetriebnahme über 100.000 Humankremationen in Traunstein durchgeführt – umweltfreundlich, regelmäßig die Grenzwerte um 90 % unterschreitend und schon heute, und damit erneut federführend in Deutschland, klimaneutral.
Um die Verfügbarkeit und die den Kunden der Feuerbestattung Südostbayern GmbH (FBSO) und den Angehörigen der Verstorbenen zugesagten kurzen Einäscherungszeiten auch zukünftig zu gewährleisten, wird nun eine dritte Ofenlinie für die Feuerbestattung Traunstein gebaut. Das Baurechtsamt der Stadt Traunstein hat Ende Juli 2023 nach intensiver Abstimmung und Prüfung und nach einstimmiger Zustimmung des Stadtrates die Genehmigung zum Bau erteilt.
Dass der Bau einer dritten Ofenlinie die neueste und wiederum beste weltweit verfügbare Technik umsetzt, ist für EHG und FBSO selbstverständlich. Zur Ausführung kommt nun erstmals in Süddeutschland der Bau eines sogenannten XXL-Ofens, mit dem nicht nur der Biomethan-Verbrauch noch weiter reduziert, sondern auch bis zu 650 kg schwere Verstorbene kremiert werden können.
Das Investitionsvolumen beläuft sich insgesamt auf ca. 4,5 Mio €: 1,5 Mio € für die Anlagentechnik und ca. 2,0 Mio € für den bauseitigen Anbau an die bestehende Feuerbestattungsanlage nebst Umbau der Außenanlagen. Zur Energierückgewinnung wird zusätzlich eine ORC-Anlage für 1,0 Mio € errichtet, um in der Abwärme enthaltene Restenergie in Strom umzuwandeln, und damit den klimaneutralen Betrieb zu unterstützen.
Bauseitig begleitet wird das Projekt vom Grabenstätter Bauplanungsbüro Sextl, die Anlagentechnik erstellt der langjährige Partner H.R.Heinicke GmbH aus Verden schlüsselfertig. Für den Strom- und Gasanschluss und die anschließende Versorgung sind die Stadtwerke Traunstein beauftragt, die Bauausführung wird mit regionalen Auftragnehmern realisiert.
Ideengeber, Initiator und Projektträger ist die EHG Dienstleistung GmbH, Eigentümer auch der dritten Ofenlinie ist die mittlerweile mehrheitlich zur EHG gehörende Feuerbestattung Südostbayern GmbH.
Planung, Bau und Betrieb obliegen der EHG, die Finanzierung der Maßnahme erfolgt mit Eigen- und Fremdmitteln.
Im Rahmen der Baumaßnahmen werden in enger Abstimmung mit dem Erbbaurechtsgeber, der Stadt Traunstein, am Areal des Traunsteiner Waldfriedhofes die Zufahrt zu den Betrieben, die Parkplätze für Mitarbeitende der Stadt und der Feuerbestattung, der Sozial- und Bürotrakt, der Anlieferbereich sowie die Lagerflächen und die Aufstellflächen für Photovoltaikanlagen optimiert.
Die seit Jahren immer wieder kritische Nutzung der Zufahrt zum Naherholungsgebiet Haidforst durch Fußgänger, Radfahrer, Friedhofsbesucher, Kunden der Feuerbestattung, Friedhofsgärtner und Dienstleister am Waldfriedhof, die häufig zu Beinahe-Unfällen führt, wird durch Trennung der Wege für Erholungssuchende und Kraftfahrzeuge deutlich verbessert.
Ebenfalls berücksichtigt werden bei dem Projekt die aus der Neuordnung des bayerischen Bestattungsrechts resultierenden Anforderungen an Feuerbestattungsanlagen zur Umsetzung der nach 50 Jahren in Bayern wiedereingeführten zweiten Leichenschau – mit Erweiterung der Kühlraumkapazitäten und Innenhofüberdachung, hier in enger Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt des Landkreises Traunstein, der Regierung von Oberbayern und dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in München.